im Dachgeschoss, rechts
Abteilungsleitung
Dipl.-Geol. Jochen Babist
Die Umgebung
Reichelsheims Umgebung bietet dem Besucher geologische Schätze inmitten des UNESCO Geoparks Bergstraße-Odenwald: Angefangen mit den mutmaßlich ältesten Gesteinen der Region, die über 405 Millionen Jahre alt sind, über zahlreiche Lagerstättenformen, die einen der ältesten urkundlich erwähnten mittelalterlichen Bergbaue in Deutschland beheimaten bis hin zum Buntsandstein des Erdmittelalters mit seinen charakteristischen Landschaftsformen, sind hier zahlreiche Geotope zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht erreichbar.
Zwei große Geopark-Lehrpfade starten am Wanderparkplatz „Vierstöck“ an der B47 zwischen Reichelsheim und Michelstadt, lassen sich aber auch von anderen Ausgangspunkten bequem erreichen und in Teilen erwandern.
Auf dem Ober-Kainsbacher Pfad erfahren die Besucherinnen und Besucher interessante Details zum geologischen Aufbau der Region und zur Erdgeschichte. Wie sind beispielsweise die Schwerspat-Lagerstätten entstanden, die man hier noch bi in die 1920er Jahre unter Tage abbaute? Auch Reste von Sandsteinbrüchen, Glimmer- und Manganerzbergbau finden sich auf dem landschaftlich reizvollen, in zwei 10 bzw. 10,5 km lange Teilstrecken aufteilbaren Lehrpfad mit insgesamt 21 Informationsstationen.
Der etwa 13 km lange Bergbaulehrpfad zwischen der „Vierstöck“ und dem Reichelsheimer Ortsteil Rohrbach behandelt die Geschichte des neuzeitlichen Manganerzbergbaus am Fuße der Buntsandstein-Schichtstufe. Hier wurden zwischen 1884 und 1924 rund 400.000 Tonnen Manganerz gefördert, die als Stahlveredler in die großen Indstriezentren an Ruhr, Saar, aber auch nach Lothringen verbracht wurden. Die 17 Informationsstationen berichten über die Geologie der Lagerstätte, die ehemalige Organisation der Bergwerke, aber auch über die verbliebenen Reste der alten Gruben im Gelände. Der Wanderweg ist ebenfalls in zwei markierten Schleifen begehbar, der Rundkurs um Rohrbach bietet dabei mit den landschaftlich reizvollen Ausblicken und dem beleuchteten, von außen zu besichtigenden Stollenmundloch der ehemaligen „Grube Georg“ besondere Highlights.
Bergbau und Geologie im Museum
Die Bergbau- und Geologie-Abteilung des Regionalmuseums ergänzt die in der Landschaft sichtbaren Geotope und Bergbaurelikte mit spannenden Informationen zur Erdgeschichte, zur Entstehung der Lagerstätten und Exponaten des historischen Bergbaus.
Ein besonderes Highlight sind die beiden wandgroßen Drucke der beiden einzigen Bilddokumente des Manganerzbergbaus aus der Zeit um 1890. Eine Fotokollage zeigt die Belegschaft der Gruben an der Geiswiese mit Arbeitsgerät und Geleucht und lässt so faszinierende kleine Studien zu. Bei dem anderen Wandbild handelt es sich um eine Fotografie der Übertageanlagen der Gruben mit den Werkstatt- und Zechenhäusern und der Materialseilbahn nach Bockenrod, die inzwischen alle verschwunden sind.
Neben den historischen und modernen Mineralfunden aus den Bergbaugebieten bietet die Ausstellung außerdem interaktive Elemente zum Anfassen, beispielsweise eine Gesteinssammlung aus der direkten Umgebung. Gegenstände informieren über die Verwendung der abgebauten Mineralien Schwerspat, Glimmer, Feldspat und die Erzminerale aus der Eisen- und Manganerzlagerstätte. Die ausgestellten Mineralien sind den auf Tafeln beschriebenen Lagerstättenarten über Farbcodes zugeordnet. Im Dachgeschoss bietet die Abteilung Informationen zu den laufenden montanarchäologischen Untersuchungen im historischen Eisenerzbergbau (siehe auch Abschnitt „Forschung“). Die geologische Wand zeigt einen Schnitt durch den auch im Gelände sichtbaren Übergang vom kristallinen (Granit- und Gneis-) Odenwald zum Buntsandstein-Odenwald. Sie enthält Eingreifkästen, die die abgebauten und verwendeten Gesteine enthalten und über deren wirtschaftliche Bedeutung informieren.
Direkt unter dem Dach treffen die Besucher auf ein Stollen-Diorama, das nach Grabungsbefund mit originalen, konservierten Grubenhölzern aus der Zeit um 1665 rekonstruiert wurde. Eine Präsentation informiert hier über die montanarchäologischen Forschungen, die durch die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald im Auftrag der Gemeinde und des Museums in Kooperation mit der hessenARCHÄOLOGIE rund um Reichelsheim durchgeführt werden.
Montanarchäologie und Kulturlandschaftsforschung
Gemeinsam mit dem Regionalmuseum Reichelsheim Odenwald, der Gemeinde und der hessenARCHÄOLOGIE betreibt der Verein Altbergbau Bergstraße-Odenwald e. V. mit seiner aktiven Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald den an das Museum angegliederten Forschungsstützpunkt „Forschungsstelle Montanarchäologie und Kulturlandschaft“ (FMK).
Die FMK umfasst die Arbeitsstelle mit großer Präsenzbibliothek im Nebengebäude sowie ein Schleiflabor, in dem Gesteinsanschliffe und -Dünnschliffe für geologische und lagerstättenkundliche Untersuchungen hergestellt werden. Seit 25 Jahren tätig, ist die Arbeitsgemeinschaft ein inzwischen überregional wichtiger Ansprechpartner für Fragen der Bergbauforschung, Montanarchäologie und der Interpretation historischer Kulturlandschaftselemente geworden. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter beraten die Gemeinden in der Region, führen eigene Forschungsprojekte durch und arbeiten eng mit der Denkmalpflege zusammen, um das kultur- und montanhistorische Erbe der Region zu bewahren
Die Präsenzbibliothek und die Bürostelle der FMK befinden sich derzeit noch im Aufbau.
Führungen im Museum und in der Landschaft
Die Mitarbeiter der Bergbauabteilung und der FMK stehen Ihnen bei Interesse gerne für Spezialführungen durch die Bergbau- und Geologieabteilung sowie für Führungen auf den beiden Reichelsheimer Geopark-Lehrpfaden und anderen Geotopen in der Umgebung zur Verfügung. Anfragen für diese Führungen richten Sie bitte per E-Mail direkt an die Leitung der Museumsabteilung und der FMK unter j.babist(at)geo-naturpark.de. Auch Schulklassen und Kindergruppen sind herzlich willkommen!
Über diese individuellen Führungen hinaus entnehmen Sie die Aktivitäten der Bergbau- und Geologieabteilung des Regionalmuseums bitte dem Veranstaltungskalender – auch hier werden regelmäßig offene Veranstaltungen wie Vorträge, geführte Wanderungen und öffentliche experimentalarchäologische Versuche angeboten.
Kooperationsvertrag
Am 17. März 2021 unterzeichnete der Verein "Altbergbau Bergstraße/Odenwald e.V." einen Kooperationsvertrag mit hessenArchäologie.
von links nach rechts: Bürgermeister von Reichelsheim Stefan Lopinsky, Museumsleiter Gerd Lode, stellv. Abteilungsleiter Bergbau Jochen Rietdorf, Abteilungsleiter Bergbau Jochen Babist, Landesarchäologe Dr. Udo Recker, Bezirksarchäologe Dr. Thomas Becker, stellv. Landesarchäologin Dr. Sabine Schade-Lindig. / Bild: © Elmar Bußmann
Die Pressemitteilung von hessenArchäologie finden Sie hier:
Kooperationsvertrag zwischen dem Verein Altbergbau und hessenArchäologie